Die Designerin

1978 geboren im oberösterreichischen Mühlviertel, wuchs ich mit großem Interesse und Ehrfurcht vor alten Gegenständen auf. Dies rührte von meinem Vater her, der Spuren der Vergangenheit in fast jeder Ecke unseres Hauses hinterließ. Gleichzeitig waren meine Eltern handwerklich geschickte Leute, die stets Freude an der Arbeit zeigten. Mein Vater tat das mit Arbeiten mit Metall und Holz, meine Mutter mit Nähen unserer Kinderkleidung und vielem mehr. Auch ich war von Anfang an fasziniert von der Nähmaschine. Mein Wunsch, Schneiderin zu werden, wurde aufgrund mangelnder Zukunftsperspektiven zur Seite gelegt.

Dafür aber erfreute ich mich zwei Jahren intensiven Nähunterrichts an der HBLA für wirtschaftliche Berufe in Linz Auhof. Frisch maturiert absolvierte ich meinen ersten Auslandsaufenthalt im Rahmen eines Schulaustauschjahres in Japan. Rein die Neugierde, in eine mir völlig fremde Welt einzutauchen, trieb mich dorthin. Danach studierte ich Handelswissenschaft zuerst an der JKU Linz, danach an der WU Wien und fokussierte meine Auslandsneugierde in erster Linie auf Asien. Insgesamt verbrachte ich 5 Jahre in Japan und Südkorea, erlernte die Sprachen fließend, lebte mit Familien, bekam kaum Ausländer zu Gesicht, mit denen ich viel Englisch sprechen hätte können. Als dann der Kulturschock in Südkorea nach 2 Jahren so richtig stark wurde behalf ich mir mit meiner ganz persönlichen Heilmethode: Handwerk mit Papier. Ich erlernte in Insadong, dem traditionellen Künstlerviertel Seouls, die koreanische Papierkunst, wobei ich in erster Linie Lampen und Möbelstücke rein aus Karton und Papier anfertigte. Diese Technik kommt mir noch heute beim Herstellen der Schatullen aus Büchern zugute.

2007 kehrte ich nach 3 Jahren Daueraufenthalt in Südkorea zurück nach Österreich. Um Geld bei der Wohnungseinrichtung zu sparen, besuchte ich Flohmärkte, wohl auch aus Spannung, welch alte Stücke ich zum Dekorieren ergattern könnte. Hierbei stieß ich auch auf die vielen alten Bücher, die ich am Ende des Flohmarktes in den Altpapiercontainer wandern sah, wenn diese keiner kaufte. Daraufhin beschloss ich ein schönes, altes Buch, das ich schon gelesen hatte und sogar auch schon für ein Bücherregalprojekt verwendet hatte, einer wiederum ganz neuen Verwendung zukommen zu lassen: einer Tasche aus einem Buch. Das war im Jahr 2013, als ich gerade zu meinem ersten Kind schwanger wurde. Natürlich wurde ich auf meine originelle Tasche stets angesprochen. Ich zweckentfremdete ein zweites und drittes Buch, von denen ja genügend vorhanden waren und schließlich wollte jemand eine Buch-Tasche kaufen. Das war der Beginn von Bernanderl.

Ich war fasziniert von der Möglichkeit, mit bestimmten Büchern auf gewissen Themen die Aufmerksamkeit zu lenken. Die Möglichkeit individuell zu arbeiten war für mich sehr verlockend. Niemals würde mir beim Arbeiten langweilig werden. Schon sehr bald, vielleicht war es sogar schon bei der 10. Tasche, hatte ich ein Buch in Händen, dessen Muster des Covers mich sehr stark an eine Krawatte erinnerte, die ich am Dachboden nach einem misslungenen Krawatten-Rock-Versuches lagerte. Und siehe da, die beiden passten perfekt zusammen. Seither bin ich stets damit befasst, die Taschen nicht nur originell im Design zu perfektionieren, sondern auch höchsten Qualitätsansprüchen zu genügen. So kam später die Imprägnierung der Bucheinbände hinzu, dann auch noch die besonders robuste Nähweise mittels einer über 100 Jahre alten Singer-Schusternähmaschine. Auch die Reißverschlüsse kamen aufgrund großen Kundenwunsches erst später hinzu. Mittlerweile fertige ich nicht nur Taschen an, sondern setze gerne individuelle Kundenwünsche um. So kam es schon vor, dass ich an Schatullen, Federpennalen, Ringmappen, Aktentasche, Laptoptasche, Tablet-Taschen, Flügelmappen, Kartenhaltern, etc. arbeitete.